Geleitwort

Diesen Aufzeichnungen spürt man von Seite zu Seite an, wie einer sich daran bis ins Innerste abgearbeitet hat und bis heute daran arbeitet, das zu bewältigen, was ihm in seinem Leben mit der Stasi-Haft und mit allem, was damit zusammenhängt, angetan wurde. Nun hat er es sich von der Seele geschrieben. Dafür dürfen wir ihm dankbar sein und ich selbst danke ihm als einer, der einige Jahrzehnte mit auf dem Weg war. Es hat mir geholfen, ich habe vieles bei ihm gelernt und begriffen.

“Stasihaft”, damit spricht Willi Lange jenen Bannkreis an, in den Stasi mit all ihren Begleiterscheinungen Menschen brachte, um sie zu isolieren , zu zersetzen, an sich selbst und anderen irre werden zu lassen. Isolierhaft war eine dieser Methoden, aber es ging in alle Lebensbereiche und wurde schließlich damit besiegt, dass man die Opfer nicht nur zu Haftstrafen sondern auch zum Schweigen verurteilte. Willi Lange durchbricht mit seinen Aufzeichnungen diesen Bannkreis und lässt uns teilhaben. Er zeigt uns, wie diese Erfahrung sein ganzes Leben durchzieht, – Familie, Freundeskreis, Beruf – und seine Spuren bis heute hinterlässt. Und wir erleben mit, dass der, den man zu Haft und Schweigen verurteilte, sich dann doch zu Wort meldet, im kleinen Bereich und schließlich in der Wendezeit vor der großen Schar, sich einmischt und eingreift.

Willi Lange schreibt als Christ und es ist bewegend zu lesen, wie ihn die Stasi-Erfahrung auch an Glauben und Berufung, nämlich Pastor zu werden, irre werden lässt. Da ist dann auch die bittere Erfahrung, dass die eigenen Leute aus der Kirche unter die Verräter gehen. Aber auch die Marxismus-Dozentin gehört unter dem Decknamen “IM-Rose” in den großen Kreis der IMs. Bewegend zu lesen, wie er gerade mit ihr wieder zum Gespräch kommt, und sie ihn um Vergebung bittet. Der Bannkreis von Schweigen, Isolierung, Zersetzung ist durchbrochen. Es kehrt wieder Mitmenschlichkeit ein. Willi Lange nimmt einen mit hinein in sein Ringen um ein vertietes Begreifen der biblischen Botschaft, zu begreifen, dass da einer für uns da ist. So lässt er es schon im Titel anklingen.

Schwerin, 17.April 2010

Heirich Rathke