Vorwort

Die Erinnerungen von Opfern der Repressionsmechanismen der DDR sind eben den schriftlichen Überlieferungen der Täter die wichtigste Quelle für die ergegenwärtigung dessen, was eine Diktatur im Kern ausmacht: Der offene der verdeckte Einsatz des Gewaltmonopols des Staates gegen jeden, der ich nicht der herrschenden Doktrin fügt. Be- richten die schriftlichen Quellen der iktatur in förmlicher Sprache über die technische Seite der Repression, sind die Erinnerungen der Opfer regelmäßig an das subjektive eigene Erleben gebunden. Erst in dessen Reflexion und Beschreibung wird für Nichtbetroffene fassbar, was es für den einzelnen Menschen hieß, in den Augen von SED und Staatssicher-heit als „feindlich-negativ“ betrachtet und bearbeitet zu werden.

Jedem sind solche Schicksale aus Medien oder persönlichem Erleben bekannt. Es waren aber unzählig viel mehr Menschen, die direkt von Repressionen betroffen waren. Oft lebten sie Jahrzehnte lang ohne über ihr Schicksal sprechen zu können oder zu dürfen. Beginnen sie zu reden, empfinden sie oft im selben Maß Erleichterung wie der Zuhörer Anteil-nahme am ihm unbekannten Schicksal.

Willi Lange war für viele Pastor, Freund, Kollege und Nachbar. Die hiermit vorgelegte Niederschrift seiner Erinnerungen an Haft und Landpastorenleben macht es dem Leser möglich, ihn als um ein wahrhaftiges Leben in der Diktatur ringenden Menschen kennen zu lernen.

Schwerin, den 22.April 2010

Marita Pagels-Heineking

Landesbeauftragte für Mecklenburg Vorpommern
für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes
der ehemaligen DDR